Die meisten von uns haben ein intuitives Gespür dafür, dass Geschichten wichtig sind. Muss man aber konkret benennen, worin ihre Wichtigkeit liegt, kann es schwer fallen, eine gute Antwort zu formulieren. Sind Geschichten einfach nur als Unterhaltung, als Zeitvertreib wichtig? Die Antwort ist ein klares Nein.
«Märchen sagen Kindern nicht, dass es Drachen gibt. Kinder wissen bereits, dass es Drachen gibt. Märchen sagen Kindern, dass man Drachen töten kann.» -G.K. Chesterton
Das Leben ist eine Geschichte, die aus vielen Geschichten besteht. Bei Geschichten geht es entsprechend darum, sich mit dem Leben zu beschäftigen. Es geht darum, das Leben besser zu verstehen und zu ergründen, wie es funktioniert, was darin alles vorkommen und passieren kann und wie man damit umgehen kann. Wir horchen auf, wenn wir «Es war einmal» hören, denn wir spüren intuitiv: Nun folgt ein Bericht, der uns etwas Wertvolles lehren könnte.
Das Wesen von Geschichten
Am besten lernt man durch Erfahrungen, sagt eine Binsenweisheit. Und Geschichten sind Erfahrungen, die man machen kann, ohne sein Haus verlassen zu müssen. Man kann darin das himmlischste Glück und die höllischste Qual erleben, man kann die reinste Güte und die diabolischste Bosheit erfahren, ohne alle möglichen menschlichen Erfahrungen selbst machen zu müssen. Man kann sich in ihnen einem Drachen entgegenstellen, ohne dass einem die Haare wegbrennen.
Wer Geschichten schreibt, vereint im Idealfall das ehrliche, demütige Streben nach dem Wahren, dem Guten und dem Schönen miteinander. Dadurch macht er seine Texte zugänglicher, wirkungsvoller und einprägsamer als blosse Philosophie, was teilweise den grossen Erfolg der auf Geschichten aufbauenden Religionen erklärt. Zugleich sind Geschichten «eher dunkel, aber dick wie Eintopf oder Blut», wie es Peter Kreefts Sokrates beschreibt. Aus diesem Grund ist eine auslegende Philosophie eine wunderbare Begleiterin von Geschichten. Und deswegen will ich auf dieser Website nicht nur als Geschichtenautor, sondern auch als Philosoph aktiv sein.
Warum sind mir Geschichten wichtig?
Geschichten haben mich von Klein auf extrem in ihren Bann gezogen und standen im Mittelpunkt einiger grosser Wendepunkte in meinem Leben. Ich liebe die unbeschreibliche Kraft heiss und innig, die eine gute Geschichte entwickelt und mit der sie verschiedenste Menschen in andere Welten entführt, ihre Fantasie beflügelt und in ihnen den Willen weckt, in ihren eigenen Leben nach Wahrheit, Güte und Schönheit zu streben.
Ich war immer schon stark interessiert an Wissenschaft und Philosophie und bin durch etliche Jahre des intensiven Lernens und Reflektierens zu der Überzeugung gelangt, dass einerseits praktische Weisheit das höchste Ziel des Denkens sein sollte und dass andererseits das Schreiben und Diskutieren von Geschichten die sinnerfüllteste, motivierendste und produktivste Beschäftigung mit Weisheit ist, die ich persönlich betreiben könnte. Ich bin gespannt, ob sich diese Ideen weiterhin als gute Ideen erweisen werden. Die Reise möge beginnen!
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